Politik

Betriebsratsvakuum in Sömmerda

Viele der 1.510 Unternehmen im Kreis Sömmerda haben ein „Betriebsratsvakuum“. Gewerkschaft ruft zur Gründung von Betriebsräten auf.

Sömmerda. Einer sollte dem Chef immer sagen, was Sache ist: Im Landkreis Sömmerda arbeiten nach Angaben der Arbeitsagentur rund 24.670 Beschäftigte in rund 1.510 Betrieben. „Aber längst nicht alle haben in ihren Jobs eine starke Stimme gegenüber dem Chef: Viele der Beschäftigten im Kreis Sömmerda haben keine Arbeitnehmervertretung. Dabei ist jedes ‚Betriebsrats-Vakuum‘ eine vertane Chance“, sagt Jens Löbel von der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG).

Denn gerade Betriebsräte seien gut für die Unternehmen: „Vom Ärger über die Arbeitszeit bis zum besseren Arbeitsschutz – ein Betriebsrat packt die heiklen Themen im Unternehmen an. Er kümmert sich darum, dass die Azubis vernünftig ausgebildet und anschließend übernommen werden. Und genauso um die Beschäftigten, denen die Arbeit über den Kopf wächst“, sagt Löbel. Ein Betriebsrat sei das „Scharnier zwischen Belegschaft und Chefetage – ein Sprachrohr der Beschäftigten gegenüber dem Chef“, so der Geschäftsführer der NGG Thüringen.

Die Situation vieler Beschäftigter sei durchaus kritisch: Viele Branchen im Kreis Sömmerda spürten bereits die aktuellen Veränderungen in der Wirtschaft. Außerdem plane die neue Bundesregierung Änderungen für Arbeitsbedingungen. Dazu zähle etwa das Abrücken von der täglichen Höchstarbeitszeit, das Auswirkungen auf viele Betriebe im Kreis Sömmerda haben werde, so die NGG Thüringen.

„Gerade deshalb ist es jetzt wichtig, dass es einen Betriebsrat gibt. Der macht das, was ein einzelner Beschäftigter nicht kann: Er setzt sich bei der Unternehmensleitung für die Interessen der gesamten Belegschaft ein. Und er kümmert sich auch um Einzelfälle – um individuelle Probleme von Beschäftigen“, sagt Jens Löbel. Ein Betriebsrat sei wichtig für den reibungslosen Ablauf und für das Klima im Unternehmen. Er mache gerade auch in Krisenzeiten „Jobs sicherer und besser“.
Die NGG Thüringen appelliert daher an die Unternehmen im Kreis Sömmerda, in denen es noch keinen Betriebsrat gibt, jetzt eine Arbeitnehmervertretung zu gründen: „Ab fünf Beschäftigten kann und sollte es einen Betriebsrat geben. Je mehr Beschäftigte es gibt, desto mehr können sich auch im Betriebsrat engagieren“, sagt Löbel.

Dort, wo es bereits einen Betriebsrat gebe, werde dieser im kommenden Jahr neu gewählt. Wer jetzt aber im Kreis Sömmerda einen Betriebsrat gründe, stelle damit schon heute die Weichen für die nächsten fünf Jahre: Denn neu gegründete Betriebsräte würden nicht bei den regulären Betriebsratswahlen im kommenden Jahr erneut zur Wahl stehen, sondern erst 2030. Von Hotels bis zur Ernährungswirtschaft – die NGG Thüringen bietet für ihre Branchen eine „Starthilfe“ für die Gründung eines Betriebsrats an:
region.thueringen@ngg.net oder (0361) 66 64 40.

Außerdem lädt die NGG Thüringen zu den Online-Seminaren: „Von der Kollegin zur Betriebsrätin – Dein Weg beginnt jetzt!“ (9. Oktober, 18.00 Uhr – 19.30 Uhr) und „Betriebsrat werden – Was bedeutet das für mich?“ (22. November, 9.00 Uhr – 10.30 Uhr). Anmeldung für Interessierte ebenfalls unter:
region.thueringen@ngg.net oder (0361) 66 64 40.

NGG

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