Land und Leute

Keine Maxileistung für Minilohn

Auf dem heimischen Bau steht es Spitzauf Knopf. Gewerkschaft macht Druck für bessere Entlohnung im Baubereich. 930 Baubeschäftigte sind betroffen.

Sömmerda. Die Preise im Supermarkt ziehen an – und auch der Mindestlohn auf dem Bau soll steigen: Ab Mai könnten viele der rund 930 Baubeschäftigten im Landkreis Sömmerda mindestens 13,45 Euro pro Stunde verdienen – sie bekämen dann einen um 60 Cent höheren Branchenmindestlohn. Doch genau das droht jetzt an den Arbeitgebern zu scheitern. „Dann würde der Stundenlohn von Bauhelfern, Maurern, Zimmerern und Co. abstürzen – auf 9,82 Euro. Das wäre der unterste Lohnsockel, der überhaupt zulässig ist: der gesetzliche Mindestlohn“, sagt Ralf Eckardt vom Bezirksverband Erfurt der Industriegewerkschaft BAU.

Der Bau warte auf ein „Ja“ der Arbeitgeber zum Branchenmindestlohn. Dazu müssten Bauindustrie und Bauhandwerk bis kommenden Freitag [Hinweis f.d. Red.: 8. April] dem Beispiel der Gewerkschaft folgen und einen Schlichterspruch zum eigenen Mindestlohn für den Bau annehmen. „Es steht Spitz auf Knopf. Der Countdown läuft“, so Ralf Eckardt. Der Bezirksvorsitzende ruft die Bauunternehmen im Kreis Sömmerda auf, ihren Arbeitgeberverbänden „das eindeutige Signal zu geben, den Branchenmindestlohn auf dem Bau zu retten“. Andernfalls werde es auf den Baustellen eine „regelrechte Abwanderungswelle“ geben. „Kein Mensch stellt sich bei Wind und Wetter hin und schuftet körperlich hart, um lediglich den gesetzlichen Mindestlohn und damit an der untersten Lohnkante zu verdienen: Minilohn für Maxileistung – das passt nicht. Schon gar nicht bei einer Inflation, die enorm anziehe und die Preise weiter steigen lasse“, sagt Eckardt.
Der Bau im Kreis Sömmerda habe volle Auftragsbücher: Für den Neubau von Wohnungen, für Energiespar-Sanierungen und für seniorengerechte Modernisierungen suchten Unternehmen schon heute händeringend Leute. Es sei ein offenes Geheimnis, dass die Branche auf Zuwanderung dringend angewiesen sei. Der Ruf nach Fachkräften aus dem Ausland werde immer lauter. „Was die Manpower angeht, steht hier eine ganze Branche mit dem Rücken zur Wand. Sollte der Bau-Mindestlohn jetzt an den Arbeitgebern scheitern, dann scheitern auch viele Neubau- und Sanierungsmaßnahmen im Kreis Sömmerda. Nämlich genau die, bei denen Bauarbeiter nur den Mindestlohn und nicht den fairen und deutlich höheren Tariflohn bekommen“, so Ralf Eckardt. Vor allem sei der Baumindestlohn auch ein Garant für den fairen Wettbewerb der Branche.

Mit seinem Schlichterspruch zum Branchenmindestlohn habe der Präsident des Bundessozialgerichts, Rainer Schlegel, dem Bau bei der Lohnuntergrenze eine Perspektive gegeben. Er hat vorgeschlagen, den generellen Bau-Mindestlohn nicht nur ab diesem Mai, sondern auch im nächsten und übernächsten Jahr um jeweils 60 Cent zu erhöhen.

Industriegewerkschaft BAU

Kommentare

Kommentieren
Im Moment sind keine Kommentare vorhanden. Schreiben Sie den ersten!

Beliebte Artikel

Zur Leseliste hinzufügen

Verkehrsunfall mit anschließender Unfallflucht

Sömmerda in Sömmerda

Zur Leseliste hinzufügen

Geparktes Auto beschädigt

Sömmerda Zeugen gesucht

Zur Leseliste hinzufügen

Dekorationsartikel bei Einbruch entwendet

Sömmerda in Sömmerda

Zur Leseliste hinzufügen
3 Millionen Euro mehr Kaufkraft

3 Millionen Euro mehr Kaufkraft

Sömmerda 15 Euro Mindestlohn: 5.100 Menschen würden profitieren. Für den Kreis Sömmerda wären das 3 Millionen Euro mehr Kaufkraft.

Beliebt

Neueste Artikel

Zur Leseliste hinzufügen
vor 2 Tagen

Betrunkene Autofahrerin verletzt Polizisten

Backleben in Landkreis Sömmerda

Zur Leseliste hinzufügen
vor 2 Tagen

Faustschlag auf Skaterplatz

Sömmerda in Sömmerda

Zur Leseliste hinzufügen
vor 3 Tagen

Streit beim Ausparken eskaliert

Gebesee in Landkreis Sömmerda

Zur Leseliste hinzufügen
vor 3 Tagen

Junger Mopedfahrer bei Verkehrsunfall schwer verletzt

Haßleben in Landkreis Sömmerda